Kontakt:
Kübra Gümüşay

c/o Hanser Berlin – Lehrter Straße 57, Haus 4, 10557 Berlin

Büro betreut von Julia Obermann

office@guemuesay.com
Bürozeiten: dienstags 9.00 – 13.00 + donnerstags 9.00 – 13.00

Bei Interviewanfragen, Lesungen und alle anderen Fragen zu meinem Buch “Sprache und Sein”
hilft Ihnen gerne mein Verlag weiter:

Hanser Berlin

Thomas Rohde
thomas.rohde@hanser.de, +49 30 252 948 015

"In Rom, wie die Römer" Ich wäre auf den Slutwalk gegangen, wäre ich nicht im Ausland. Zusammen mit Tausenden anderer Frauen und Männer hätte auch ich gegen sexuelle Gewalt und Verharmlosungen von Vergewaltigungen protestiert - gegen Entschuldigungen. Nicht weil ich mich gern - was auch immer das heißen mag - schlampig anzöge, sondern weil dort gegen ein Problem unserer Gesellschaft demonstriert wird: Wir hegen Sympathie für die Täter und beschuldigen gar die Opfer. Eine junge Frau wird

Es ist Nacht in Kairo. Ich stehe auf dem hell erleuchteten Tahrirplatz. Es ist laut. Überall sind Podeste aufgestellt, auf denen Frauen und Männer Reden halten, wild gestikulieren - das Publikum hört aufmerksam zu, ruft rein oder beklatscht die Redner. Überhaupt stehen überall Menschen herum, die diskutieren, sich fotografieren lassen, ägyptische Fahnen kaufen. Zwischendurch umkreist eine Protestgruppe den Platz und ein Meer von Handykameras wird gezückt. Dann entdecke ich die Bilder der Opfer des Mubarak-Regimes, sie

Es ist unser dritter Tag in Kairo, und wir sind zum ersten Mal bei Nachbarn zum Essen eingeladen. Mina steht am Küchentresen und macht Hamburger. Dabei trägt sie ein langes Kleid, eine Hochsteckfrisur und ist geschminkt. Ihre Freundin sitzt in Hose und engem T-Shirt lässig auf dem Küchenstuhl und streicht sich die kurzen Haare aus dem Gesicht.Wir Frauen unterhalten uns über das Leben in Kairo. Sie geben mir Einkaufstipps und empfehlen Restaurants. Wir sprechen über

"Islamistin" nennt er mich, und ich nenne ihn "Säkularist." Er lacht mit mir mit, wir spielen mit Schubladen und Klischees. Zwei Tage schon sind Lucas und ich auf derselben Konferenz. Wir verbringen viel Zeit zusammen, diskutieren und scherzen. Manchmal aber begegnet mir Lucas recht zurückhaltend, verkrampft und steif. Das liegt an seiner Erziehung, vermute ich. Kindheit und Jugend hat er an elitären Internaten in Frankreich verbracht. Jetzt besucht er eine renommierte Unijversität. Er trägt einen dunkelblauen

Bildcredit: Mona T. Brooks, Netroots NationLamees klappt ihren iPad auf und tippt ein bisschen herum. Ihre langen Fingernägel klackern. Das Make-up sitzt perfekt, das Tuch ist festlich um den Kopf geschwungen. Sie geht stolz und gerade, hat ein freundliches, aber bestimmtes, ein herzliches und gleichzeitig distanziertes Auftreten. Sobald wir den Konferenzsaal verlassen, setzt sie ihre große Sonnenbrille auf. Unnahbar.Wir sind in Washington auf einer Konferenz. Blogger und Aktivisten aus zwanzig Ländern sind geladen. Lamees kommt

Wir laufen durch das staubige Kairo. Die Sonne knallt und es tummeln sich Tausende von Menschen auf den Straßen der größten Metropole Afrikas. "Ah, kuck mal hier!", rufe ich, "Schau mal dort!" und zupfe am Hemd meines Mannes. Meine Kamera baumelt heute nutzlos an meinem Arm, ich möchte mich einfach nur sattsehen an dieser Stadt. Es ist laut und bunt. Die hupenden, ratternden und brummenden Autos geben dieser Stadt ihr Geräusch. Die vielen Frauen hingegen

Der 1. Mai. In Kreuzberg lässt laute fröhliche Musik die Erde beben, die Sonne knallt und an den Straßenecken schlängeln sensationsgeile Krawallanwärter in Schwarz umher. Neugierige Touristen mit baumelnden Riesenkameras vor dem Bauch fotografieren die jungen Kreuzberger, die endlich einmal auf dem Bürgersteig Grillen dürfen. Neben ihnen stehen türkische Frauen und verkaufen erfolgreich Gebäck. Ein chaotisch buntes Getümmel.Nee, heute wollen mein Mann und ich lieber Ruhe. Am liebsten mit Strand und Wasser. Zusammen mit anderen

"Kacke! Alles kacke." Es ist Montagmorgen. Ich stehe an der Bahnhaltestelle und höre jemanden auf Türkisch meckern. "Diese bescheuerten Rolltreppen. Nichts funktioniert hier! Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben." Ich schaue mich neugierig um. Eine alte türkische Oma, das Kopftuch fest unter dem Kinn geknotet, besteigt grummelig die letzte Treppenstufe und betritt den Bahnsteig. Sie atmet erschöpft ein und aus und schaut sich skeptisch um. Sie entdeckt mich, unsere Blicke treffen sich. Sie neigt

Hatice bügelt, ich falte. Wir ordnen Teile meines Ceyiz, der Aussteuer, die jede türkische Braut von den Eltern mitbekommt, in meinen Schrank ein. Verziertes Bettzeug, handbearbeitete Handtücher, Decken und Kissenbezüge. "Frag mich: Bist du glücklich? Bin ich nicht", sagt Hatice. Urplötzlich. Sie steht vor dem Bügelbrett und hält inne. Ich bin irritiert. Ich kenne sie nur flüchtig, sie kam heute zu mir,

Die Optimistin in mir wagt zu hoffen, dass wir irgendwann die richtigen Schlüsselfragen diskutieren. "Gehört der Islam zu Deutschland?" Wenn ich diese Frage noch einmal höre, knallts. Dann schnappe ich mir mein Sprengstoffgürtel und das tickende Bömbchen unter dem Kopftuch und gehe in die Luft - dorthin, wo dümmliche Fragen nicht hinkommen. In eine Welt frei von pseudo-intellektuellen Stellvertreter-Diskussionen. Eine Welt frei von Fragestellern, die eigentlich nur meinen: "Ätsch, ihr

Plus in Wien: Zielpunkt Laufen und Springen ist lebensgefährlich, weil Schreien doof ist. Die nervigste Konstante in meinem Leben sind Identitätskrisen. Wer oder was bin ich? Wo gehöre ich hin? Irgendwann kam ich auf die richtige Fährte und fragte: Muss ich irgendwo hingehören? Also eigentlich dachte ich ja, das Thema sei in meinem Kopf endlich abgeschlossen. Ich bin, wonach mir lustig ist. Punkt. Ha! Hätte ich wohl gern. Denn was wäre eine

Komm her, mein Kind", sagt der alte Professor und führt die 17-Jährige in sein Büro. Gemächlich setzt er sich hinter seinen massiven Schreibtisch und lehnt sich zurück. Durchdringend schaut er sie an. Dann holt er tief Luft: "Auch ich bin Muslim, Allah sei dank", sagt er, "Ich bete manchmal. Und Arabisch kann ich auch ein bisschen." Er lächelt sie väterlich an. Das junge Mädchen rutscht auf ihrem Stuhl herum. "Du kannst mir vertrauen", beteuert der

Thilo Sarrazin und ich haben unsere Beziehungskrise überwunden. Noch vor kurzem sah ich in ihm nur einen bösen Ex-Bankier mit Hang zu hetzerischen Weltuntergangsthesen, den ich unter keinen Umständen namentlich in dieser Kolumne erwähnen wollte. Einen so gruseligen Zahlenverdrehenden - hätte ich keinen Verstand, würde ich, Kopftuchmädchen, mich vor mir selbst fürchten. Jetzt aber hat sich mein Blick geklärt: Sarrazin tut mir leid. Er ist ein trauriger Mann.Vor einigen Tagen hatte ich - endlich! -

EN