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Kübra Gümüşay

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MINDERHEITEN-QUARTETT – DAS SPIEL!


Minderheiten: Spiel sie gegeneinander aus!

Das Spiel passt so wunderbar zur gestrigen Kolumne (“Ich reise per Anhalter durch die Galaxis. Endlich.”), in der es um Anderssein und das Rechtfertigenmüssen der eigenen Normabweichung ging. Eine Falle, in die ich selber auch immer wieder tappe, ist das bereitwillige Hergeben von eigentlich privaten Informationen, weil man – ganz egal wie bewusst man sich dieser Tatsache ist – glaubt, das Gegenüber häbe ein Anrecht darauf.

Ein Kommentator schrieb “Also man verliert direkt jede Lust Sie anzusprechen, sollte man Sie zufällig mal irgendwo treffen. Da fühlt man sich ja unterbewusst gleich der Diskriminierung verdächtig.” Nein. Die Frage ist vielmehr der Umgang und das Verständnis: Der Fragende muss sich klar sein, dass er kein Anrecht auf die Information hat. Dass es keine Selbstverständlichkeit sein darf, wenn der/die Gefragte, auf diese privaten Fragen antwortet.

Und überhaupt werden nur die wenigsten Minderheiten auf Ihre Fragen nicht antworten oder auf die Idee kommen, das könnte je etwas mit Diskriminierung zu tun haben. Denn sie leben alle mit dem Entschuldigungs-Gefühl – wachsen damit auf. “Entschuldige vielmals, meine Normabweichung. Mit welchen Informationen kann ich dienen und Ihnen den Umgang mit mir erleichtern?”

Aber zurück zum Kartenspiel. Ich find’s großartig. Will ich haben. Gefunden hier, in ZdM, “Zeitschrift – das Magazin”. Die Oktoberausgabe zur Onlineansicht, hier. Schande über mein Kopftuch, das ich das Magazin nicht vorher schon kannte. Lesen, lesen, lesen!

journalist, columnist and author of this blog. a turkish-german muslim juggling politics, feminism, cyberculture and life between germany, istanbul, oxford & the world.

Comments

  • November 25, 2010
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    Anonymous

    Ich frage mich etwas, woher du wissen kannst, dass dein Gegenüber denkt er habe ein Anrecht auf die Informationen. Aktuell frage ich mich durchaus ob ich eine Muslima, welche ein Kopftuch trägt, nicht schon durch das pure Ansprechen in Verlegenheit bringe. Du schreibst ja, dass es teilweise schon ein eigener Reflex ist über private Dinge auskunft zu geben. Eventuell erwarte ich das ja nicht, wenn ich dich anspreche.

  • November 25, 2010
    reply

    Du “diskriminierst” Dich selbst ja freiwillig mit Deinem Kopftuch. Selbstabgrenzung ist seine Funktion.
    Diskriminierung ist von der Bedeutung her ein wertneutraler Begriff, jemand der sich abgrenzt, bzw. abgegrenzt wird.
    Und genau diese Funktion hat das Kopftuch, sich abgrenzen. Ist ja auch in Ordnung, aber Du lauerst ja richtig auf Reaktionen der anderen.

    Wenn ich mir ein Hirschgeweih auf den Kopf setzen würde, sendete ich damit Signale aus, die die Leute erst mal verunsichern. Ich wäre dessen ja bewusst. Du allerdings sendest was in die welt und prüfst forschend nach jeder reaktion, die angeblich “diskriminierend”, in Wirklichkeit aber nur Irritation und Verunsicherung. Und das ist menschlich.

  • November 25, 2010
    reply

    Anonymous

    Sehr richtig, Koba! Ich finde das ist die richtige Botschaft, die man den Frauen im Iran geben sollte. Dir brauchen sich über Konsequenzen nicht zu wundern, wenn die kein Kopftuch haben, wollen sich damit ja eh nur abgrenzen. Werde das gleich mal weiterleiten.

  • November 25, 2010
    reply

    Anonymous

    @Koba wow. das nenn ich mal toleranz.

  • November 25, 2010
    reply

    Anonymous

    Hallo Koba,

    ich finde es ist noch einen Zacken schlimmer: Das Kopftuch diskriminiert (markiert zur Unterscheidung, völlig wertneutral) die Trägerin, sondern auch, bzw. gerade die Nichtträgerin; auch noch wertneutral, sollte man meinen. Aber nicht für alle wertneutral. 1. nicht für Allah wertneutral, was einem aber egal sein kann, wenn man nicht dran glaubt.

    2. und auch nicht wertneutral: richtig fromme Muslime. Die mokieren sich nicht nur über die Ignoranz der obenrum Nackten gegenüber Allah, sondern bittere Sorge ergreift sie, ob der verderblichen Signalwirkung für die eigene Gemeinde. Ein bischen unangenehm ist es hier bereits doch unter 3. geht es richtig los:

    3. Richt oder auch nur halbwegs fromme Muslime, soweit sie männlich und sexuell, warum auch immer unausgelastet drauf sind. Wortwahl wie “Isch kopulier Disch tot”, gesprochen mit “f”, greifen um sich, wo eine gewisse Anzahl von tapferen Muslima mit Kopftuch zeigt, dass es auch sittsam gehen kann für eine Frau in der Öffentlichkeit.

    Gäbe es diesen Zusammenhang nicht, dann wäre das Kopftuch für alle, die mit Allah nichts am Hut haben, absolut kein Problem. Doch es gibt diesen Zusammenhang in der Tat und in den offenen Worten der Täter. Die kopftuchtragende Einserjuristin hat damit natürlich nichts zu tun. Sie weist jeden Zusammenhang zurück und beschuldigt die Ungläubigengesellschaft einer lasziven, promiskuitiven und permissiven Provokation ihrer sowieso schon diskiminierten Unterschichtsbrüder, die eben nicht ohne Folgen bleibe. Borderlinefeministinnen springen sodann womöglich noch hinzu und klagen die ausbeuterische Vermarktung des weiblichen Körpers im Spätpatriarchat an.

    Wenn eine Nichtkopftuchträgerin richtig Pech hat, weil sie auch noch Polin und blond in Berlin ist, dann kriegt sie danach noch von
    Prügel von nicht ganz so bildungbegeisterten Kopftuchmädchen. Der schlimmste Fall ist hier jedoch noch nicht erreicht. Der tritt ein, wenn sich die betreffende Nichtträgerin bei einer muslimischen besten Freundin ausheult. Wenn die muslimische beste Freundin keine Einserjuristin ist, sondern eine ganz normale muslimische Gesamtschülerin, die es nur gut meint, dann könnte der wirklich gut gemeinte Rat folgen, doch den Islam anzunehmen, den dann DÜRFEN die bösen Brüder, sie nicht mehr anfassen. Nach Auskunft der Einserjuristin haben die bösen Brüder zwar “keine Ahnung vom Islam”, aber ihre Schwester von der Gesamtschule weis dennoch, dass es eine Schutzmarkierung gibt gegen den Frust der bösen Brüder. So kann das System Islam auch ganz ohne “Ahnung vom Islam” funktionieren.

  • November 25, 2010
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    Ich glaube du tüdelst da etwas, @3
    In Iran müssen die Frauen das Ding tragen, weil das eine radikale Androkratie ist.

    Hier muss die Autorin es nicht tragen, tut es trotzdem, wundert sich dann aber angeblich, dass die Menschen es hier, mit Blick auf Iran (und die anderen Männerherrschaftssysteme im Orient)scheiße finden.

  • November 25, 2010
    reply

    Anonymous

    “Der Fragende muss sich klar sein, dass er kein Anrecht auf die Information hat. Dass es keine Selbstverständlichkeit sein darf, wenn der/die Gefragte, auf diese privaten Fragen antwortet.”

    ———————————

    Mal ganz im Ernst: In welchem Land leben sie eigentlich? Mir war nie bewusst, dass es hier ein Fragen-Beantwortungs-Zwang gibt.

    Das Ganze wird langsam lächerlich. Man gewinnt in der Tat den Eindruck, dass ihnen nichts weit genug hergeholt ist, um alle 14 Tage ihren “Deutschland diskriminiert mich” Sermon in der taz abzusondern.

    Man muss ihnen aber gratulieren: Ihren Platz in der Betroffenheitsindustrie werden sie ganz sicher erfolgreich einnehmen.

  • November 29, 2010
    reply

    Feministen sind keine Minderheit. Sondern Mainstream. Also ist das schon mal im Ansatz voll blöd. Katholiken sind hierzulande wie Muslime eine Minderheit, Kommen aber nicht vor. Ich fühle mich jedenfalls jeden Tag wenn ich die Zeitung aufschlage und mal wieder einen blöden Kommentar lese, woran die Kirche alles schuld ist, so Minderheit wie man es nur sein kann. Eigentlich kann man am Kulturkampf des 19. Jahrhunderts lernen, daß man auch dann Minderheit sein kann, wenn man statistisch gesehen Mehrheit ist.

  • November 30, 2010
    reply

    Anonymous

    Hallo Kübra. Ich verstehe (als Schwarze) den Ärger über die Schamlosigkeit von Fragenden nur zu gut. Irritiert bin ich allerdings ganz schön von Deinem positiven Bezug auf das “Minderheiten-Quartett” – oder ist mir die Ironie entgangen?… M.

  • December 1, 2010
    reply

    Anonymous

    @ Koba: dann muss eine frau es sich also auch gefallen lassen, von leuten angepöbelt zu werden, weil sie sich schminkt oder nen “zu kurzen” rock trägt – oder aber andersrum weil sie keinen rock trägt, sondern hosen, weil sie sich sonst nackt vorkommt?? lass die leute doch tragen, was sie wollen! frag dich lieber, warum du dir unbekannte menschen davon überzeugen willst, dass sie von dir befreit werden müssten, wenn sie offensichtlich kein bock darauf haben. M.

  • December 1, 2010
    reply

    Anonymous

    Ein Quartett, das kolonialrassistische Darstellungen enthält, ist nicht lustig.

  • December 2, 2010
    reply

    Anonymous

    Hi Kübra,
    auch ich habe noch nicht gerafft, warum das Spiel (zumindest für reflektierte Personen) lustig sein soll.
    Das Spiel passt überhaupt nicht zu deiner Kolumne.
    S

  • December 3, 2010
    reply

    Anonymous

    Hallo Kübra,
    ich reihe mich ein. Lese sehr gern deinen Blog. Aber das Minderheitenquartett und noch so einige Dinge, die ich auf “ZDM” lesen konnte, fand ich nicht lustig. Obwohl ich über die “Systemvoraussetzungen: Sinn für Humor und Lesen 2.0” durchaus verfüge. Nur ist mein Sinn für Humor halt ein anderer als der der Macher_innen.
    Mich würde interessieren, was deine Beweggründe für das Verlinken und die Aufnahme der gezeigten Bilder waren.
    Ansonsten weiter so!

  • December 8, 2010
    reply

    Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ICH gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich auch noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er “Guten Tag” sagen kann, schreit ihn unser Mann an: “Behalten Sie sich ihren Hammer, Sie Rüpel!”
    An diese Anekdote aus Paul Watzlawicks ‘Anleitung zum Unglücklichsein’ musste ich sofort denken, als ich den Eintrag gelesen habe. Fragen stellen diskriminiert niemanden. Man nennt das Konversation und jeder fragt ständig jeden über alles. Wem das nicht passt, der möge den Mut aufbringen zu sagen: “sei mir nicht böse, aber ich habe jetzt keine Lust, darüber zu sprechen” anstatt dem Fragesteller böse Absichten zu unterstellen.

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